Die Ausstellung

Luther und die Deutschen

Mit jährlich 350.000 Besuchern ist die Wartburg in Eisenach heute die meistbesuchte Lutherstätte weltweit. Ein knappes Jahr lang schützten ihre dicken Mauern den Reformator, als er nach seinem berühmten Auftritt vor dem Wormser Reichstag hier, geächtet und unter Kirchenbann stehend, das Neue Testament ins Deutsche übertrug. Damit legte er das Fundament für eine einheitliche deutsche Schriftsprache.

Aufgrund ihrer historischen Bedeutung ist die Wartburg der ideale Standort für die Nationale Sonderausstellung „Luther und die Deutschen“, die anlässlich des 500-jährigen Reformationsjubiläums 2017 stattfindet. Das Ausstellungsthema um eine Symbolfigur des Deutschtums verbindet sich in idealer Weise mit einem Traditionsort, der zeitweise – und nicht zuletzt wegen seines berühmtesten Bewohners – die „deutscheste“ Burg genannt wurde. Im Mittelpunkt der umfangreichen Objektschau steht die Frage, wie jede Epoche deutscher Geschichte ihr ganz eigenes Lutherbild prägte. Prägnante reformatorische Leitmotive werden im Kontext kultureller und politischer Entwicklungen vorgestellt und von Luthers Sicht her ein wirkungsgeschichtlicher Bogen bis zur Gegenwart geschlagen. Erstklassige Gemälde, wichtige Druckwerke und Originalmanuskripte sowie einzigartige Zeugnisse der Zeit reflektieren die fundamentalen Änderungen die seit der Reformation in Kunst, Politik, Religion und Alltag stattgefunden haben und zeigen die Verbindungen zu Luther und oft der Wartburg auf.

„Meinen Deutschen bin ich geboren und ihnen will ich dienen.“– Martin Luther in einem Brief an den Humanisten Nikolaus Gerbel, November 1521

Auf einer Fläche von 200 Quadratmetern im Außen- und rund 1.000 Quadratmetern im Innenbereich präsentiert die Nationale Sonderausstellung „Luther und die Deutschen“ circa 300 Exponate aus den Beständen der Wartburg-Stiftung sowie von nationalen und internationalen Leihgebern. Die Wartburg selbst nimmt mit ihren geschichtsträchtigen Räumlichkeiten ebenfalls Exponatstatus ein.

Zusätzlich zu den kunst- und kulturhistorischen Objekten laden Medienstationen zum interaktiven Erlebnis ein. Historische Nachbauten einer Einhebel-Druckerpresse, wie auch Gutenberg sie nutzte und des Reisewagens mit dem Luther auf die Wartburg kam, sorgen in den Burghöfen für ein atmosphärisches Raumerlebnis.

Im Palas, dem romanischen Repräsentationsbau der Wartburg, und im Museum widmet sich die Ausstellung drei großen Themenbereichen: Während im ersten Teil die Wartburg als Lutherstätte im Mittelpunkt steht, zeigt der zweite die kultur- und geistesgeschichtlichen Folgen von Luthers protestantischer Lehre auf. Die politische Instrumentalisierung der Reformation ist Gegenstand des dritten Ausstellungsteils. Die berühmte Lutherstube, der authentische Wirkungsraum des Reformators, präsentiert sich als atmosphärischer Höhepunkt am Ende des Rundgangs.

Zu den Höhepunkten der Ausstellung zählen zahlreiche wertvolle Exponate aus fünf Jahrhunderten deutscher Kulturgeschichte. Darunter finden sich Gemälde und graphische Arbeiten des 16. Jahrhunderts von Künstlern wie Lucas Cranach d. Ä., Lucas Cranach d. J. und Albrecht Dürer ebenso wie modernere Arbeiten aus dem 19. und 20. Jahrhundert, etwa von Caspar David Friedrich und Ernst Barlach. Die ausgestellten Skulpturen reichen von heroisch stilisierten Luther-Porträts – beispielsweise von Ernst Rietschel und Johann Gottfried Schadow – bis hin zu subversiven Gestaltungen der jüngeren Geschichte, etwa Eberhard Linkes „Luthers Erinnerung an Müntzer“ (1983). Präsentiert werden außerdem wichtige Exponate zur deutschen Staatsgeschichte wie etwa eine Doppeladlerstandarte des Heiligen Römischen Reiches aus dem Jahr 1532 und mehrere Originaldokumente zum Wartburgfest 1817. Auch die prächtigen historistischen Räumlichkeiten im mittelalterlichen Palas der Wartburg zeigen sich zum Reformationsjubiläum in neuem Glanz: Die romantischen Wandfresken Moritz von Schwinds, die den „Mythos Wartburg“ mit Sängerkrieg und Rosenwunder eindrucksvoll in Szene setzen, sind aufwändig restauriert worden.